Im modernen Werkraum Makerspace der KGS Pattensen arbeiten Zehntklässler an einem spannenden Projekt, bei dem gleich Wissen aus mehreren Fachbereichen vermittelt wird. Sie bauen ein Hochbeet, das die darin befindlichen Pflanzen autark mit Wasser versorgen soll.
Pattensen-Mitte. Das Prinzip ist simpel: Pflanzen in einem Hochbeet sollen automatisch Wasser erhalten, was zuvor vom Regen in einem Becken aufgefangen worden ist. An diesem Projekt tüfteln derzeit Zehntklässlerinnen und -klässler des MINT-Profilkurses der KGS Pattensen. Im modernen Werkraum Makerspace haben sie sich in unterschiedliche Arbeitsgruppen eingeteilt. Bis zum Sommer soll mindestens ein Hochbeet fertig sein. Dieses könne dann an Plätzen stehen, die nicht direkt einen Wasseranschluss in unmittelbarer Nähe besitzen. Denn die Versorgung mit Wasser, so der Plan, soll autark sein.
Während der 15-jährige Lasse die Wasserpumpe ausprobiert und Flüssigkeit von einem Behälter in einen anderen fließen lässt, sitzt neben ihm die gleichaltrige Malena. Sie hält in einer Hand einen Feuchtigkeitssensor, sieht aber nicht glücklich aus. „Ich bin noch damit beschäftigt, wie der Sensor eigentlich genau funktioniert“, sagt sie. „Man arbeitet viel selbstständig und sucht nach Lösungen“, sagt die Schülerin. Das sei wichtig, erklärt der Mathematik- und Physiklehrer und Makerspace-Mitarbeiter Ralf Lürig. „Wir dürfen den Schülern nicht alles vorgeben“, sagt er weiter. „Wo ist die Fantasie bei den Jüngeren geblieben?“ Lehrkräfte seien mit dafür verantwortlich und sollten Raum zum Ausprobieren lassen.
Dozent der Fachhochschule hilft bei Problemen
Und wenn sie doch mal nicht weiter wissen und selbst Lürig nicht helfen kann? Dann steht der wissenschaftliche Mitarbeiter der Fachhochschule Hannover, Christian Schmicke, den Schülern regelmäßig mit Tipps zur Seite. Er ist während des Unterrichts regelmäßig per Video zugeschaltet. „Ansonsten können sie mir auch immer eine E-Mail schreiben“, sagt der Dozent. „Wir wollen so natürlich zukünftig Studierende gewinnen“, sagt er. Deshalb mache ihm das Begleiten „sehr viel Spaß“.
Für Schmicke ist das Interdisziplinäre ein guter Ansatz der Arbeit für diese Schüler. Es ist teils handwerkliches Geschick gefragt, teils Mathematik zum Ausrechnen von Flächen erforderlich, eine gewisse Technikbegeisterung ist zumindest vorteilhaft, um die Platinen zusammenzubasteln und funktionstüchtig zu bekommen. Doch auch den richtigen Umgang mit dem vorhandenen Budget lernen die Jugendlichen. Und natürlich spielt auch die Biologie mit in dieses Projekt hinein. Deshalb befasst sich eine kleine Gruppe mit der Recherche. Sie gehen unter anderem der Frage nach, welche Pflanzen winterfest sind und wie viel Wasser einzelne Pflanzenarten überhaupt benötigen. „Das Projekt ist sehr vielschichtig“, sagt Schmicke.
Pattenser Schüler tauschen sich viel aus
Für Lürig sei eine positive Entwicklung bei den Schülern erkennbar. Er sehe einen ständigen Wissenszuwachs. „Es sind nicht nur Einzelkämpfer. Sie tauschen sich viel untereinander aus.“ Das bestätigen auch die Schüler. Die 16-jährigen Ivan, Louis und Corvin sichten die ganzen Platinen, Steckerund sonstige technische Utensilien, die der Profilkurs von Schmickes Fachhochschule zur Verfügung gestellt bekommen hat. „Das macht sehr viel Spaß, wir sprechen viel untereinander“, sagt Ivan. „Das ist schon cool“, ergänzt Louis.
Etwas weiter kniet Amélie auf dem Boden und vermisst ein Stück Plexiglas. „Das soll die Dachkonstruktion für das Hochbeet werden, um das Regenwasser aufzufangen“, erklärt Lürig. Außerdem solle es verhindern, dass bei Starkregen die Pflanzen Schaden nehmen. Alleine könne sie das Plexiglas allerdings nicht in die gewünschte rechteckige Form schneiden. Schon eilen Jonas und Alexander zur Hilfe. Sie suchen das bestmögliche Sägeblatt für die Stichsäge und legen Hand an. Es wird laut im Makerspace.
Analog? Digital? Fachmann findet den Fehler
Der noch immer zugeschaltete Schmicke versucht währenddessen, Malena und Lasse zu erklären, welchen Fehler sie womöglich beim Feuchtigkeitssensor gemacht haben. „Wir haben es analog gemacht. Aber es ist digital“, sagt Malena zu Lürig. Mit dieser Information scheint Lürig etwas anfangen zu können. Er nickt und motiviert die beiden Schüler zum Weitermachen. Sie stecken wieder die Köpfe zusammen und basteln eifrig weiter an den technischen Geräten.
Bis Ende des Schuljahres soll zumindest das erste Hochbeet fertig sein. Womöglich könnten es sogar mehrere werden. „Das hängt davon ab, wie viel Geld wir noch übrig haben“, sagt Lürig. Das Projekt wurde von der Volksbank Hildesheim-Lehrte-Pattensen im Rahmen der Förderung „Helden der Zukunft“ als besonders nachhaltiges Projekt mit 1500 Euro unterstützt.
Die Schule erhielt sogar noch einen Sonderpreis für die kreativste Bewerbung. Für das knapp einminütige Video, das im eigenen Schulgarten gedreht wurde und auf das Verhindern von verdorrten Pflanzen eingeht, kam bei der Jury besonders gut an. Doch ob die Ernst-Reuter-Schule diesen behalten darf? Auf der kleinen Trophäe steht nämlich der Name Erich-Reuter-Schule geschrieben. Lürig nimmt es mit Humor und ist für die Unterstützung einfach nur dankbar.
Text/Bilder: Mark Bode (HAZ)