In ihrem allgemeinen Vortrag zur bedrohlichen Lage der Welt zeigte Förster ein Video von Waldbränden, vorbeirauschenden Fluten, kargen Tagebau-Landschaften und qualmenden Schornsteinen. Sie bediente sich zudem eines Zitats des UN-Generalsekretärs Antonio Guterres. Dieser sagte bei der Klimakonferenz in Berlin im Vorjahr: „Wir haben die Wahl. Entweder handeln wir zusammen oder begehen kollektiven Suizid.“
Schäfer bezeichnete die von Mitgliedern der Letzten Generation gewählte Protestform des zivilen Ungehorsams als „moralisch legitimiert“. Sie führte aus: „Viele Dinge, die heute selbstverständlich sind, sind nur entstanden, weil sich mutige Menschen mal dafür eingesetzt hatten.“ Auf der Folie waren dazu Fotos der schwarzen US-Bürgerrechtler Rosa Parks und Martin Luther King sowie des Inders Mahatma Gandhi zu sehen. Stellte Schäfer die Letzte Generation mit diesen Personen auf eine Stufe?
Beide betonten, dass ihr Protest angeblich immer gewaltfrei bleibe. Doch da intervenierte Kosian: „Für mich ist das Beschmieren von fremdem Eigentum auch gewaltsam.“ Erst kürzlich hatten die vermeintlich friedvollen Protestler einen Privatjet auf Sylt sowie einen Raum eines Hotels mit orangener Farbe beschmiert und sämtliches Inventar damit zerstört.
Der Klimaschützer Sven Achtermann aus Laatzen saß mit auf dem Podest und betonte: „Die Methodik ist die falsche. Wir können nicht den Menschen, die sehr viel Geld haben, sagen, dass sie die Bösen sind. Wir müssen sie mitnehmen.“ Er erreiche dies bei Expeditionen in Arktis und Antarktis sowie bei Vorträgen im Dialog. Ansonsten bestehe die Gefahr, die grundsätzlich zum Klimaschutz bereiten Menschen zu verlieren. Die Akzeptanz in der Bevölkerung sinke mit den kriminellen Aktionen. Schumann sah die Gefahr, dass somit die politisch extremen Lager, allen voran die AfD, noch weiter gewinnen könnten. „Darauf habe ich keinen Bock“, sagte sie.
Für die mitorganisierenden Schülerinnen des elften Jahrgangs der KGS war diese zweite Klimakonferenz ein Erfolg. „Austausch ist wichtig“, sagte die 16-jährige Lea Griese. „Unsere Schule bietet die Möglichkeit, über den Tellerrand zu blicken.“ Die Einladung der „Letzten Generation“ sei laut Mitschülerin Leonie Finke nicht zu Werbezwecken erfolgt. Im Gegenteil. Man wolle sich kritisch mit der Vorgehensweise auseinandersetzen. „Es sind ganz viele an unserer Schule dagegen. Die wenigsten würden sagen, dass sie bei solchen Protesten mitmachen“, sagte Sophie Stettner, die in diesem Jahr ihr Abitur an der KGS absolviert. Deshalb sei die Sorge, Schülerinnen und Schüler könnten sich von den Aussagen der Letzten Generation angezogen fühlen und würden Dinge unreflektiert aufnehmen, unbegründet.
Das Gesagte mit den zahlreichen Zahlen, mit denen die beiden Klimaaktivistinnen ihr Handeln rechtfertigen wollten, werde nun in verschiedenen Unterrichtsfächern thematisiert. „Wir bereiten das umfangreich nach“, sagte Schulleiterin Mirjam Gerull. Sie selbst sagte zu den Straßenklebern: „Ich lehne diese Methoden ab.“
Dass mit Kosian, Schumann sowie Werner Backeberg (Mitglied der Regionsversammlung und umweltpolitischem Sprecher der Fraktion) gleich drei SPD-Vertreter auf dem Podium saßen, sorgte vorab bei der lokalen CDU für Unmut. „Das war völlig unbeabsichtigt. Wir hatten nicht bewusst nach SPD-Leuten gesucht“, sagte der 16-jährige Mitorganisator Finn Borhof. Gerull habe noch am Vortag der Veranstaltung kurzfristig versucht, einen CDU-Vertreter für das Podium zu gewinnen. Doch das sei in der Kürze nicht mehr möglich gewesen.
Text/Bilder: Mark Bode (HAZ)