Ministerpräsident Weil informiert sich beim außerschulischen Lernort Buller & Bü zum „Freiday“ der KGS
Schulenburg. „Macht es euch Spaß hier?“, fragt Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) zwei KGS-Achtklässler. „Ja, wenn man gute Sachen macht“, antwortet Nuhat. Ob denn etwas nicht gut ist, fragt Weil nach. „Ja, die Eselscheiße wegzuräumen“, ergänzt Julius. Bei dieser Antwort muss selbst der Ministerpräsident lachen. Gemeinsam mit der SPD-Landtagsabgeordneten Silke Lesemann hatte Weil am Mittwochvormittag den außerschulischen Lernort Buller & Bü in Schulenburg besucht. Beide ließen sich erzählen, wie die Hauptschüler vom wöchentlichen sogenannten „Freiday“ profitieren.
Der Freiday sei keine Erfindung der KGS, sagt Schulleiterin Mirjam Gerull. Sie beweist allerdings immer wieder, offen für neue Lernmethoden zu sein und hatte deshalb an ihrer Schule diesen Tag etabliert. Die Achtklässler lernen seit dem Sommer immer mittwochs abseits von einem strikten Stundenplan mit Deutsch, Englisch oder Mathematik. Die Hauptschulklasse verbringt den Tag jeweils bei Buller & Bü von Steffen Lebjedzinski. „Hier können sie außerhalb der Schule ihre eigenen Ideen entwickeln und diese umsetzen“, sagt Lebjedzinski. „Es geht darum, wie man selbst die Welt verändern kann“, sagt Gerull. „Ein großer Anspruch“, merkt Weil daraufhin an.
Viele Ideen umgesetzt
Wenngleich die Arbeit mit den Jugendlichen laut Lebjedzinski nicht immer einfach sei, so haben diese in wenigen Monaten dennoch viele Ideen umgesetzt: Sie bauten in den zurückliegenden Monaten Hochbeete für Kräuter, fertigten einen Holztisch an, pflückten Äpfel und Pflaumen von den Bäumen und pressten daraus Apfelsaft und kochten Marmelade. Eine Kostprobe bekommen Lesemann und Weil am Ende des Termins ausgehändigt. „Wir wollten etwas machen, um ein wenig Geld einzunehmen. So kamen wir auf diese Ideen“, sagt Schüler Elias. Saft und Marmelade fanden reißenden Absatz beim KGS-Novembertee sowie dem Adventsmarkt in Schulenburg. „Wir mussten nur einen Tag beim Adventsmarkt sein, weil dann schon alles verkauft wurde“, ergänzt Schülerin Asal.
Sämtliche Aufgaben hätten sich positiv auf die Entwicklung der Schüler ausgewirkt, sagt der Achtklässler Tamin: „Wir haben Verantwortung übernommen, uns handwerkliches Wissen angeeignet, selbstständig gearbeitet, Probleme gelöst, respektvollen Umgang mit den Toiletten und anderen Materialien gelernt.“ Eine große Bedeutung haben zudem Tiere. Der KGS-Schulhund Evi ist beim Freiday bei Buller & Bü stets dabei und beruhige teils die Hauptschüler, sagt Lebjedzinski. Zudem werden auch die auf dem Gelände lebenden Ziegen, Schafe und vor allem Esel immer wieder in die Arbeit eingebunden.
Aha-Erlebnis mit Esel
Gespannt hört Weil zu, wie Lebjedzinski von einem besonderen „Aha-Erlebnis“ eines Hauptschülers berichtet. Dieser Schüler sei häufig wegen körperlicher Gewalt und lautem Schreien aufgefallen. Nun sollte er einen der Esel von einem Punkt zu einem anderen führen. „Esel haben ihren eigenen Kopf. Sie wollen verstehen, was sie tun sollen“, sagt Lebjedzinski. Der Junge habe es mit kräftigem Ziehen an der Leine und mit Anschreien versucht – doch der Esel habe sich nicht gerührt. „Nach einer Viertelstunde hatte er dann mal mit dem Esel ruhig gesprochen und schon setzte der sich in Bewegung.“ Die Arbeit mit Tieren wirke sich daher immer positiv aus. Einige hätten aufgrund früherer negativer Erlebnisse anfänglich Angst vor Hunden oder auch Eseln. „Es ist bislang jeder hier vom Hof gegangen, der mindestens einmal ein Tier mit der Hand berührt hat“, sagt Lebjedzinski.
„Das Konzept überzeugt. Es macht richtig Spaß, hier zu sein“, sagt Lesemann. Sie hatte im vergangenen Jahr Buller & Bü besucht und daraufhin ihrem Ministerpräsidenten vom Erlebten erzählt. Für Weil habe sich der Besuch „echt gelohnt. Als ich zur Schule gegangen bin, gab es so etwas noch nicht. So abwechslungsreich, wie ihr es jetzt habt, hätte ich es damals auch gerne gehabt“, sagt er weiter.
Text/Bild: Mark Bode (HAZ)