Die Klassengemeinschaft hat ihn unterstützt und sogar zum Klassensprecher gewählt: Trotz Förderstatus hat der Pattenser Jannik Vaupel den erweiterten Realschulabschluss erreicht. Wie geht es mit dem 17-Jährigen nun weiter?
„Ich hatte von der zweiten bis zur zehnten Klasse einen Förderstatus im Bereich Lernen“, sagt Vaupel. Dennoch besuchte er seit der fünften Klasse den Gymnasialzweig an der KGS Pattensen. „Meine Lehrerinnen und Lehrer sowie meine Eltern hatten den Eindruck, dass ich dort gut aufgehoben bin und eventuell auch besser Anschluss finde“, schaut der 17-Jährige zurück. Als Inklusionsschüler nahm er am regulären Unterricht teil, bekam mitunter aber andere Aufgaben und wurde auch anders benotet als seine Mitschülerinnen und Mitschüler.
Engagiert in Schülervertretung und bei Renovierung
Der Klassengemeinschaft tat das keinen Abbruch: Seine Mitschülerinnen und Mitschüler wählten ihn sogar zum Klassensprecher, zudem engagierte sich Jannik Vaupel auch in der Schülervertretung. Darüber hinaus gehörte er dem Planungsteam für die Renovierung des neuen KGS-Traktes an und beteiligte sich in der Vorweihnachtszeit an der Organisation des sogenannten Novembertees. „Es macht mir Spaß, mich zu engagieren, zu planen und mich kreativ zu betätigen.“
Bis zur vierten Klasse besuchte Jannik Vaupel die Heinrich-Wilhelm-Olbers-Grundschule in Hannover-Döhren, wo die Familie damals lebte. „Wir sind dann in meiner Grundschulzeit nach Pattensen umgezogen“, berichtet der 17-Jährige. „Es gibt hier alles, was man benötigt, um ein gutes Leben zu führen, und wir fanden auch die Schule sehr ansprechend.“ In der Grundschule sei Vaupel eher träumerisch und sehr still gewesen. „Ab der fünften Klasse war ich dann viel motivierter“, sagt er. Einer der Gründe dafür: „Die Klassengemeinschaft hat mich stark mitgerissen.“ Dafür sei er seinen Mitschülerinnen und Mitschülern sehr dankbar. Und: „Ich bin irgendwie auf den Geschmack gekommen, dass ich gute Noten schreiben möchte.“
In der neunten Klasse erreichte Jannik Vaupel zunächst den Förderschulabschluss. „Mit der zehnten Klasse hatte ich dann den Hauptschulabschluss nach Klasse neun erreicht“, beschreibt er die weitere Schullaufbahn. Tatsächlich habe ihm die Corona-Pandemie sogar geholfen. „Das Homeschooling hat mir gutgetan. Ich musste selbstständig arbeiten und bekam ein gewisses Verantwortungsbewusstsein. Ich konnte mich auch gut selbst motivieren.“ Trotz Förderstatus habe er sich bemüht, dem Unterricht auf regulärem Gymnasialniveau zu folgen. „In den Nebenfächern hat das auch ganz gut geklappt.“
An der BBS Springe bleibt er nur zwei Tage
Mit dem Hauptschulabschluss ging für ihn zunächst eine Zäsur einher. „Wir haben überlegt, wie es nach der zehnten Klasse weitergehen könnte“, so Vaupel. „Ich bin handwerklich begabt und hatte überlegt, etwas in Richtung Tischler zu machen.“ Also meldete er sich für den Fachbereich Holztechnik der Berufsbildende Schule (BBS) in Springe an.
Dort blieb er allerdings nur für zwei Tage. „Ich habe schon am ersten Tag bemerkt, dass das nichts für mich ist“, sagt der Pattenser. „Es hat überhaupt nicht gepasst, ich wollte wieder zurück an meine alte Schule.“ Hier seien seine Freunde, „und das ist meine gewohnte Umgebung.“ Also hielten seine Eltern Rücksprache mit der KGS, wie es weitergehen könnte.
Seine ehemaligen Mitschülerinnen und Mitschüler waren zu dieser Zeit bereits in die Oberstufe gewechselt. „In meine alte Klasse konnte ich nicht zurück.“ Also habe er das zehnte Schuljahr auf dem Hauptschulzweig wiederholt – diesmal aber ohne Förderstatus. „Dort hatte ich die Chance, gute Noten zu bekommen. Denn ich hatte ja schon den Unterricht auf dem Gymnasialzweig besucht.“ Sein Ziel: „Ich wollte den Realschulabschluss schaffen.“
Locker zum erweiterten Realschulabschluss
Dass sich der Unterricht und das Schulleben auf dem Hauptschulzweig durchaus anders gestaltet, wurde ihm schnell deutlich. „Das war ein harter Umschwung, denn in der Hauptschulklasse ging es wesentlich holpriger zu“, bemerkte er. „Insgesamt ist mir die Hauptschule dann aber sehr leichtgefallen.“ Am Ende erreichte er mit einer Durchschnittsnote von 1,12 sogar ganz locker den erweiterten Realschulabschluss.
Und wie geht es jetzt weiter? „Es war mir gleich klar, dass ich auf dem Gymnasium weitermachen will“, sagt Janník Vaupel. „Ich kenne das ja schon.“ Nach den Sommerferien wechselt der 17-Jährige nun in die Oberstufe der Ernst-Reuter-Schule.
Alte Klassenkameraden unterstützen
Vermutlich wird er dort neue Hürden zu bewältigen haben. Seine Freunde aus seiner alten Gymnasialklasse, die jetzt den zwölften Jahrgang besuchen, hätten aber schon Beistand angekündigt. „Die unterstützen mich sehr und haben immer gefragt, ob ich Hilfe benötige.“ Das gelte aber auch umgekehrt. „Ich unterstütze meine Freunde ebenfalls: Zum Beispiel, wenn es um das Design von Projektarbeiten oder Präsentationen geht.“ Bekanntlich wäscht ja immer eine Hand die andere.
Text/Bild: Daniel Junker (HAZ)