Aus der Vergangenheit für die Gegenwart lernen: Die Gedenkstätten-AG besuchte die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück

Aus der Vergangenheit für die Gegenwart lernen: Die Gedenkstätten-AG besuchte die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück

Der Ausblick ist schön: Der Himmel ist zwar wolkenverhangen, aber der See liegt ruhig und der Wald am anderen Ende sieht friedlich aus. Beschaulich ragt ein Backsteingebäude mit Schornstein zwischen den Bäumen hervor. Eine Parkbank lädt zum Verweilen ein, das italienische Restaurant mit Seeblick liegt direkt neben dem Steg mit kleinen Booten.

Doch die Ruhe täuscht. „Langsam wird die Stimmung düsterer“, kommentiert eine Schülerin die Szenerie. Damit fasst sie die Gedanken der 11 Schüler*innen der Jahrgänge 9 und 10 gut zusammen: Denn die Gruppe steht im Kurpark der Stadt Fürstenberg an der Havel und blickt über den Schwedtsee auf das Krematorium des ehemaligen Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück. Dort hielten die Nationalsozialisten zwischen 1938 und 1945 insgesamt ca. 140.000 Menschen gefangen und zwangen sie zur Arbeit, 28.000 von ihnen wurden im Laufe des Lagerbestehens getötet.

Um diesen Tatort der deutschen Geschichte zu besuchen, meldeten sich auch in diesem Schuljahr wieder interessierte Schüler*innen der Jahrgänge 9 und 10 an. In der nun zum dritten Mal stattfindenden Gedenkstätten-AG, die von Ann-Kathrin Kallies und Philipp Sölken angeboten wird, bereiteten die Schüler*innen den Besuch der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück vor. An zwei Blockterminen widmeten sich die Schüler*innen u.a. der Frage, wer aus welchen Gründen im KZ inhaftiert wurde oder wer für die Zwangsarbeit und Tötung der Menschen verantwortlich war. Im Mittelpunkt standen dabei Interviews von Zeitzeug*innen und Spielfilme wie „Das Tagebuch der Anne Frank“.

Ihre Reise in die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück trat die Gruppe in diesem Jahr an einem besonderen Datum an: Am 27. Januar, dem Internationalen Holocaust-Gedenktag, wird an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz 1945 erinnert und damit allen Opfern des NS-Terrors gedacht. Anlässlich dieses Ereignisses, das sich zum 80 Mal jährte, hielten die AG-Teilnehmenden am Abend des Ankunftstages eine Gedenkminute ab, in der sie am zentralen Denkmal in der Nähe des Krematoriums Blumen niederlegten.

Während des dreitägigen Aufenthaltes in der Gedenkstätte setzten sich die Schüler*innen unter Anleitung eines Gedenkstättenpädagogen mit dem Gelände des Lagers und den Ausstellungen auseinander. Anhand von Gegenständen und Biografien stellten sie sich gegenseitig das Leben im Lager vor – sowohl aus Perspektive der Opfer als auch der Täterinnen.

Übernachtet haben die Jugendlichen in der an die Gedenkstätte angrenzende Jugendherberge. Das Besondere hierbei: Die Unterkunft befindet sich in den Häusern der ehemaligen Wächterinnen. Was im ersten Moment für ein mulmiges Gefühl sorgte, verflog jedoch während des Aufenthalts. Die Häuser sind von Grund auf renoviert und umgebaut worden, sodass nichts mehr an ihren ursprünglichen Zweck erinnert. Zudem trugen die gemeinsamen Spielerunden am Abend dazu bei, Abstand zu den Themen des Tages zu bekommen.

Ebenfalls Bestandteil des Abendprogramms waren Reflexionsrunden, in denen die Schüler*innen ihre Fragen und Gedanken äußern konnten. Dabei zogen sie immer wieder Parallelen zur aktuellen Welt- und Bundespolitik. Aus ihren neu erlangten Erkenntnissen gewannen sie vor allem eine Einsicht, die immer wieder zur Sprache kam: So etwas darf sich nie wieder ereignen. Es ist unsere Aufgabe aus der deutschen Geschichte zu lernen und uns rückhaltlos für Menschenrechte einzusetzen.

Text/Bilder: Söl