Pattensen-Mitte. Sie haben Ideen entwickelt, eifrig diskutiert und am Ende über alle Vorschläge abgestimmt. Dabei gab es teils große Zustimmung und zufriedene Gesichter, teils aber auch enttäuschte Mienen, wenn ein Antrag keine Mehrheit bekam. Rund 60 Schülerinnen und Schüler der KGS Pattensen haben mit dem Planspiel „Pimp My Future“ – übersetzt: „Motz’ meine Zukunft auf“ – einen Einblick in die kommunalpolitische Arbeit erhalten. Unterstützt wurden sie dabei von erfahrenen Ratsmitgliedern.
Das Spektrum der Vorschläge, die sich an den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen orientierten, reichte dabei vom gewünschten sparsameren Umgang mit Plastik, Papier und Wasser über mehr Stadtgrün, private Solarenergie bis hin zu respektvollerem Umgang und besserer Bezahlung in sozialen Tätigkeiten und mehr Städtepartnerschaften.
Bessere Ausstattung gefordert
„Dieses Planspiel bietet einen guten Einblick in die Politik und ist wichtig, damit man sieht, was man machen kann“, sagte die 16-jährige Joanna. Die Schülerin der Klasse 10G3 hatte zusammen mit der zwölf Jahre alten Lilli aus der Klasse 7C einen Vorschlag zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität an der KGS durch eine bessere Ausstattung mit Mobiliar und Technik eingebracht. „Ich mag es, dass uns zugehört wird“, sagte Lilli. Sie hat Gefallen an der Politik gefunden und möchte sich gern im Jugendparlament engagieren. Allerdings ist sie noch zu jung: Das Mindestalter liegt bei 14 Jahren.
„Kommunalpolitik ist eigentlich spannend“, sagte die „Pimp My Future“-Projektleiterin Natalie Nekolla vom Verein Wir sind Politik fest. Doch bei den meisten Jugendlichen sorge diese für gelangweilte Gesichter – uninteressant, zu kompliziert und nicht cool. „Dabei betrifft die Politik vor Ort gerade den Alltag und vor allem die Zukunft Jugendlicher sehr konkret“, erklärte sie. Bevor es schließlich zu den Abstimmungen kam, rangen die Schüler teils um Formulierungen, um doch noch eine Mehrheit hinter sich bringen zu können.
Schüler sehr motiviert
Pattensens Bürgermeisterin Ramona Schumann (SPD), die Ratsvorsitzende Astrid Schunder (CDU) und der Jugendbürgermeister Mirco Kosian verfolgten das Treiben gespannt und unterstützten mit eigenen Ideen. „Da kamen ganz interessante Sachen bei heraus“, sagte Schunder. „Einige haben sich richtig gut eingebracht und waren sehr motiviert“, lobte die Ratsvorsitzende und Koldinger Ortsbürgermeisterin. „Man hat gemerkt, dass die Meinungsbildung zu den Punkten auch durch die einzelnen Diskussionsbeiträge beeinflusst wurde und sich jeder dann seine eigene Meinung gebildet hat“, ergänzte Schumann.
Zu den beschlossenen Anträgen zählte unter anderem die Anschaffung von Büchern in der Bibliothek für Blinde und Sehbehinderte. Das Naturbad, eine städtische Vorschrift zur Bepflanzung von Balkon und Garten sowie eine Förderung von Balkon-Solarkraftwerken wurden hingegen von einer breiten Mehrheit abgeschmettert.
Antrag formulieren gelernt
Es sei hilfreich gewesen, dass die Schüler direkt politische Abläufe erleben und kennenlernen, wie man einen Antrag formuliert, dass anschließend darüber inhaltlich noch diskutiert und teils auch gestritten wird, und anschließend eine Abstimmung erfolgt. „Das Format ist sehr gut und kann helfen, junge Menschen vermehrt für Politik zu interessieren“, sagte Schunder.
Damit der Elan der Schüler nun nicht einfach verpufft, sollen bis zu drei Schüler in der nächsten Ratssitzung am Donnerstag, 6. Juli, die eigenen Anträge den 30 Ratsmitgliedern vorstellen. „Damit unterstreicht ihr den Politikern gegenüber, dass das eigene Ideen und Wünsche von euch sind“, sagte Schumann.
Text/Bild: Mark Bode und Torsten Lippelt (HAZ)