Die Umarmung der Einzigartigkeit (HAZ vom 29.06.23)

Die Umarmung der Einzigartigkeit (HAZ vom 29.06.23)

Die Schülerinnen des Kurses Darstellendes Spiel der KGS Pattensen haben in der Eisfabrik in Hannover ihr aktuelles Stück „Bilder – ich von innen nach außen“ aufgeführt

Pattensen. Innere Konflikte können fies sein. Sie gehen brutal aufeinander los, treten sogar nach, wenn die eine Seite schon am Boden liegt. So bildhaft stellen die Schülerinnen des Kurses Darstellendes Spiel der KGS Pattensen die Kämpfe dar, die wohl jeder gelegentlich mit sich selbst austrägt. Lehrerin Petra Schmitmeier ist stolz auf die Darstellerinnen im Alter von elf bis 19 Jahren. „Es ist nicht einfach, sich so schonungslos offen, ehrlich und verletzlich zu zeigen“, sagt sie. Die Schülerinnen haben zum Abschluss des Schuljahres das Stück „Bilder – ich von innen nach außen“ jetzt vor rund 40 Gästen in der Eisfabrik in Hannover aufgeführt. Im Mai hatte der Kurs bereits einen Ausschnitt beim Festival „Jugend spielt für Jugend“ im Ballhof in Hannover präsentiert.

„Schülerinnen und Schüler sind vielfachen Belastungen ausgesetzt. Mir war es wichtig, dass wir uns in diesem Stück auf Lösungen konzentrieren“, sagt Schmitmeier. Als Grundlage dienten ihr dabei die Prinzipien der Tänzerin und Tanztherapeutin Irmgard Bartenief. Schmitmeier hat selbst auch Tanztherapie studiert. Klassische Techniken zur Beruhigung inneren Aufruhrs sind so zum Beispiel das konzentrierte Atmen oder auch das bewusste Spüren des Bodens, die sogenannte Erdung.

Die Botschaft des Stücks wird vor allem durch die Darstellung der Körper transportiert. So erwachen die Protagonistinnen zu Beginn aus einem tiefen Schlaf, bekleidet nur mit einem dünnen Hemd, der Welt offen zugewandt und verwundbar. Die Selbstzweifel halten dann aber als konkret ausgesprochene Worte Einzug. Es sind Fragen wie zum Beispiel: Bin ich genug? Bin ich nur eine Belastung? Bin ich wertvoll?

Diesen Fragen liegt auch eine konkrete Recherche zugrunde. Die Schülerinnen hatten Menschen in ihrer Umgebung gefragt, mit welchen inneren Konflikten sie gelegentlich zu kämpfen haben. „Mir wurden die Äußerungen dann anonymisiert überreicht, und ich habe einige für das Stück ausgewählt“, sagt Schmitmeier. Die Antworten auf die Fragen geben die Schauspielerinnen schließlich gemeinsam in der Gruppe: „Ja, ich bin wertvoll. Ja, ich mag mich.“

Und so zeigt das Stück, dass die Lösung ganz einfach sein kann: Die Gruppe umarmt symbolisch die Einzigartigkeit jedes einzelnen Menschen. Und lässt die Ängste damit verfliegen.

Text/Bild: Tobias Lehmann (HAZ)