So geht moderner Technikunterricht: An der KGS Pattensen lernen Schülerinnen und Schüler das Bauen und Fliegen von Modellflugzeugen. Dabei erhalten sie Unterstützung von erfahrenen Mitgliedern des Modellflugklubs.
Pattensen-Mitte. Hoch am Himmel über den Pattenser Feldern ziehen vier Störche elegant ihre Kreise in der Thermik der Frühlingssonne. Unter ihnen geht es derweil etwas weniger ruhig und beschaulich zu: Mit leisem Surren drehen mehrere Modellflugzeuge mit ihren jeweils rund 1,5 Meter Spannweite immer wieder über einem Rasen ihre Runden. Die nur rund zwei Kilogramm wiegenden Flieger gehören dem Modellflugklub Pattensen (MFK). Die Mitglieder schulen im Rahmen eines Kooperationsprojekts Neuntklässler der Ernst-Reuter-Schule. Die Jugendlichen bauen derzeit ihre eigenen Modellflieger im KGS-Werkraum Makerspace. Parallel gibt es die praktischen Übungsstunden. Dabei bekommen die Schülerinnen und Schüler ganz unterschiedliche Inhalte vermittelt.
„Das ist im Unterschied zu früher ein ganz anderer, super Technikunterricht“, zeigt sich Stefan Lampen vom Projekt begeistert. Der KGS-Fachobmann Gestaltendes Werken freut sich nicht nur über
das gute Flugwetter beim ersten Besuch seiner 13 Technik-Projektkurs-Schüler aus allen drei Schulzweigen auf dem Modellflugplatz am Piester Weg. „Für alle ist es ein Zugewinn und reicht inhaltlich vom Handwerk bis zur Hochtechnologie“, sagt MFK-Jugendabteilungsleiter Peter Grochowski. Immerhin würden einige elektronische Bauteile dieser kleinen Flieger auch zur Navigation im Euro-Fighter eingesetzt.
Jeweils montags arbeiten die Schüler seit Februar vier Schulstunden in Kleingruppen in dem seit drei Jahren bestehenden Makerspace-Werkraum der Schule an den Modellfliegern namens Libelle. Beim Planen, Messen, Kleben, Schleifen und Beschichten der einzelnen Bauteile aus Balsa- und Sperrholz helfen den Schülern dabei erfahrene MFK-Mitglieder. Ein Teil von ihnen vermittelt nun zur wärmeren Jahreszeit ein wenig Praxis. „Das ist ein tolles Engagement des Vereins“, sagt Lampen.
Für die Schüler sei diese Erfahrung sehr wertvoll. Schließlich würden verschiedene Themen- und Berufsfelder miteinander verknüpft. Die Schüler erlernen unter fachkundiger Anleitung dabei auch das Löten und erfahren etwas über Drohnenflug. „Neben dem Bauen und Fliegen sprechen wir mit den Schülern aber auch etwas über die eingesetzte Elektrotechnik und die Antriebe sowie über rechtliche und versicherungstechnische Fragen beim Modellflug – damit sie ein Gesamtbild bekommen haben“, betont Grochowski.
Der 15-jährige Schüler Dian ist bereits seit einem Jahr begeistertes Mitglied im MFK. Lara (14) lobt die Aktivitäten als „schon sehr cool“. Und auch Hannah (14) freut sich, Technik so leibhaftig kennenzulernen. Von den 13 Kursteilnehmern sind vier Mädchen – und sie sind ebenso handwerklich begabt und interessiert wie die Jungs. „Am Ende hat man ein Produkt, das man selbst hergestellt hat und nutzen kann“, sagt Bjarne (15).
Bis die fünf Flieger nutzbar sind und in der KGS ihren Heimatstandort finden, dauert es jedoch noch etwas. Mit den ersten Libellen-Flügen sei erst ab dem Frühherbst zu rechnen. Bis dahin müssen die Schüler das Fliegen – vor allem aber das Landen – noch etwas intensiver üben. Die per Joystick von den Schülern gelenkten Funkfernsteuerungen sind per Kabel oder digital mit Steuerungen der Vereinsvertreter verbunden – damit diese eingreifen können. Doch alle missglückten Landemanöver können sie nicht retten. So geht bei den ersten Versuchen mal ein Propeller zu Bruch und mal eine Feder der Radaufhängung. Aber die kreisenden Störche über ihnen haben das elegante Fliegen ja auch nicht sofort gekonnt.
Text/Bilder: Torsten Lippelt (HAZ)