Auszeichnung: KGS ist jetzt eine Zukunftsschule (HAZ vom 13.03.23)

Auszeichnung: KGS ist jetzt eine Zukunftsschule (HAZ vom 13.03.23)

Niedersachsens Kultusministerin Hamburg (Grüne) prämiert Erst-Reuter-Schule – und lobt den Einsatz der Verwaltung

Pattensen-Mitte. Lange hat es gedauert. Bereits der vorherige Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) hatte einst sein Kommen angekündigt, dann aber kurzfristig den Termin an der KGS Pattensen verschoben. Bis zur Landtagswahl passierte nichts mehr. Kurz nach der Wahl übernahm Julia Willie Hamburg von den Grünen das Amt. Sie hatte die Ernst-Reuter-Schule besuchen wollen, um sie als Zukunftsschule auszuzeichnen, den Termin dann aber wieder gestrichen und einen Staatssekretär schicken wollen. Schließlich besuchte sie die Einrichtung am Freitag doch persönlich. Sie genoss die Zeit mit den Schülerinnen und Schülern sichtlich und blieb am Ende eine Stunde länger, als es ursprünglich geplant gewesen war.

„Sie ist richtig nett und hat sich für uns interessiert“, sagte die 16-jährige Schülerin Melina Liesch. Die Ministerin hatte sich zu ihr und den beiden weiteren Zehntklässlerinnen Emma Schlegel (14) und Jolina Nadarajah (15) gesellt. Sie habe nach den Unterrichtsinhalten und der Arbeit bei der Schülerzeitung „Reuter Times“ gefragt, der alle drei Schülerinnen angehören. „Man sieht, wie viel Freu
de es ihr macht. Sie hat uns richtig
gut zugehört“, sagte Jolina. „Das ist Kommunikation auf Augenhöhe“, ergänzte Emma.

Den drei Schülerinnen hatte diese Begegnung mit Hamburg selbst noch einmal deutlich gemacht, an was für einer fortschrittlichen Schule sie sind. „Bei dem Rundgang wurde selbst uns noch einmal vor Augen geführt, was wir hier für Möglichkeiten haben, was uns die Schule alles bietet“, sagte Emma. Im Schulalltag vergesse man dies schnell, sagte Jolina lachend. „Man denkt, all das, was es bei uns gibt, gibt es auch an anderen Schulen. Aber Freundinnen aus Hannover erzählen immer wieder, dass sie viele Dinge gar nicht kennen“, sagte Melina.

Schulleiterin Mirjam Gerull sowie Schüler stellten die Projekte Freiday und Herausforderung, den Werkraum Makerspace sowie den Berufsorientierungsraum Talent Company vor. Gerull betonte, dass junge Menschen im 21. Jahrhundert Mut, Handlungskompetenz, Kreativität, Empathie und Werte benötigten, um die aktuellen Weltprobleme lösen zu können. „Dafür brauchen wir neue Lernformate und neue Räume – Bildungslandschaften. Denn Selbstwirksamkeit, Demokratie gestalten und Nachhaltigkeit lernt man nicht im Klassenraum mit einem Arbeitsblatt.“

Jugendbürgermeister Mirco Kosian hatte in seiner kurzen Ansprache darauf hingewiesen, dass Autos heute mit denen von vor 100 Jahren nicht mehr vergleichbar seien. Viele Elemente des früheren Schulunterrichts seien heute aber noch immer vorhanden. „Schule muss sich verändern“, sagte Kosian. Bürgermeisterin Ramona Schumann (SPD) betonte, dass die Verwaltung die Schule bestmöglich begleite. „Die Schule ist ein aktiver Teil der Stadt Pattensen. Deswegen unterstützen wir die Schule mit den möglichen Ressourcen und innovativen Ideen“, sagte sie.

Wie das selbstständige Arbeiten aussehen kann, stellten einige Schüler vor. So entwickelte im Rahmen des Freiday – das ist der Tag in der Woche, an dem sich der achte Jahrgang gänzlich einem speziellen Thema widmet – eine Gruppe die Idee, Bollerwagen für Obdachlose zu kreieren und sammelte dafür bereits Spenden ein. In den nächsten Wochen soll der erste Bollerwagen davon im eigenen Makerspace zusammengebaut werden. Eine andere Gruppe erstellte eine Liste mit vielfältigen Büchern. Das heißt: Bücher, in denen Kinder beispielsweise zwei Mütter oder Väter haben und ein Junge gerne Rosa trägt. Diese Bücher präsentieren die Schülerinnen in Kitas.

„Ich bin sehr begeistert“, sagte Hamburg, als sie das Zukunftsschule-Schild zum Anbringen an der Außenfassade überreichte. „Gemeinsam mit ihren Lehrkräften, der Schulleitung sowie externen Kooperationspartnerinnen und -partnern setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit den großen Veränderungen unserer Zeit auseinander“, sagte sie. „Klimawandel, Verlust der Biodiversität, künstliche Intelligenz und Digitalisierung, aber auch Phänomene wie zunehmender Rechtspopulismus und die drohende Spaltung der Gesellschaft erfordern, dass wir gemeinsam Schule neu denken.“ Diesen besonderen Herausforderungen begegne die Schule mit Kreativität, der Stärkung von Selbstständigkeit und Selbstwirksamkeit sowie kritischem Denken.

Die Ministerin lobte den Einsatz der Verwaltung. „Es ist wichtig, dass sich auch der Schulträger mit einbringt. Damit schafft man Lust auf Schulentwicklung.“ Sie betonte: „Wenn Schulträger nur das Standardprogramm abarbeiten, dann wird das nicht funktionieren.“ Abschließend trug sie sich noch im
Buch der Stadt Pattensen ein. „Vielen Dank für Ihr großes Engagement für die Schule in Pattensen“, schrieb sie dort.

65 Schulen in ganz Niedersachsen hatten im Jahr 2021 die Auszeichnung Zukunftsschule erhalten. Die Idee dahinter: Schüler sollen Demokratiebildung vermittelt bekommen und an einem an Nachhaltigkeit orientierten Schulentwicklungsprozess teilhaben. Selbstbestimmtes und zukunftsorientiertes Lernen soll zur kritischen und konstruktiven Auseinandersetzung mit dem Leben in einer globalisierten Welt anregen. Hamburg will das von ihrem Vorgänger Tonne gestartete Modellprojekt gern ausweiten. Die Ministerin nahm erfreut zur Kenntnis, dass die KGS-Schulleitung ihr Wissen in diesem Bereich mit anderen Schulen teile. Immer wieder kämen Vertreter anderer Einrichtungen an die Ernst-Reuter-Schule, um sich näher zu informieren.

Text/Bild: Mark Bode (HAZ)