Neuntklässlerinnen starten Spendenwoche für Menschen in der Türkei und Syrien / Schulleitung ist vom Engagement begeistert
Pattensen-Mitte. Die 15-jährige Eva Alali liest jeden Tag in der Zeitung die aktuellen Nachrichten zum Erdbeben in der Türkei und Syrien. „Ich habe selbst noch Familie in Syrien, die lebt aber nicht in der betroffenen Region“, sagt die Schülerin der KGS Pattensen. Gemeinsam mit der gleichaltrigen Mitschülerin Nardin Walid und mit der Unterstützung ihrer Schwester Lilaf (20) haben sie am Montag eine Spendenaktion an der Schule gestartet. Bis Freitag wollen die Schülerinnen in jeder Pause mit einer Spendendose in der Aula stehen. „Wir hoffen auf 500 Euro. Aber jeder Cent hilft den Menschen weiter“, sagt Nardin.
Damit den Menschen, die das Erdbeben überlebt haben, geholfen werden kann, wollen sie an der Schule Geldspenden sammeln. „Ursprünglich hatten wir vor, Essen zu verkaufen. Aber das durften wir nicht“, sagt Eva. Schon bei einer früheren Spendenaktion für den Eishockeytorwart Jan Dalgic hatte die Schulleiterin Mirjam Gerull interveniert, weil es keine Konkurrenz zur schuleigenen Kantine geben darf . Als Alternative haben die Schülerinnen das Sammeln von Geld vorgeschlagen. Das begrüßten die Klassenlehrerin der 9R3 und die Schulleiterin ausdrücklich.
Nachdem die beiden engagierten Schülerinnen das Einverständnis der Lehrenden bekommen hatten, bastelten sie am Wochenende ein kleines Plakat. Darauf haben sie unter anderem die Flaggen der beiden vom Erdbeben betroffenen Länder gemalt. „Es macht mich sprachlos und sehr traurig, wenn ich sehe, wie es den Menschen dort geht“, sagt Nardin. „In so eine Situation möchte ich nie kommen“, so die 15-Jährige, deren Familie ursprünglich aus dem Irak stammt. Besonders betroffen mache die beiden das Schicksal von Kindern. „Viele sind selbst gestorben oder wachsen jetzt ohne Eltern auf“, sagt Eva. „Auch Schwangere wurden unter den Trümmern verschüttet und können ihre Babys nicht mehr zur Welt bringen. Das ist schrecklich“, ergänzt Nardin.
Ihnen sei wichtig, dass die Menschen in beiden Ländern von den Spendengeldern profitieren. Die eingenommenen Gelder wollen sie auf das Spendenkonto überweisen, von dem sie in der Tagesschau gesehen haben. Dafür, dass eine möglichst hohe Summe von Mitschülerinnen und Mitschülern, Lehrerinnen und Lehrern sowie Eltern zusammenkommt, stehen sie nun in den großen Pausen und in der Mittagspause – sofern sie auch am Nachmittag noch Unterricht haben – in der Aula. „Wenn jemand anonym Geld geben möchte, haben wir auch Umschläge bereitliegen“, sagt Eva.
Ab Dienstag wird es in den Pausen zudem Durchsagen in der Schule geben, mit denen die Schülerinnen auf ihre Sammlung aufmerksam machen können. Dies war am Montag nicht direkt möglich, weil die letzten Klausuren für das Vorabitur geschrieben wurden und die angehenden Abiturientinnen und Abiturienten dabei nicht gestört werden sollten.
Die Schulleiterin Gerull ist von dem Vorhaben begeistert: „Als Schulleiterin freue ich mich sehr, dass zwei Schülerinnen aus der 9R3 diese Aktion initiiert haben, die selbstverständlich unsere volle Unterstützung bekommt.“ Ihr Stellvertreter Andreas Ulrich ergänzt: „So etwas spricht für unsere Schülerinnen und Schüler. Das soziale Gespür wird dabei deutlich.“
Text/Bild: Mark Bode (HAZ)