KGS Pattensen beteiligt sich am besonderen Projekt und will ihre Schüler damit zu mehr sozialem Engagement motivieren
Pattensen-Mitte. Deutsch, Englisch oder Mathematik, das ist für die Schülerinnen und Schüler des achten Jahrgangs der Ernst-Reuter-Schule mittwochs bis zum Ende des Schuljahres im nächsten Sommer kein Thema mehr. Sie haben an diesem Tag jeweils ihren sogenannten – im Deutsch-Englisch-Mix ausgedrückten – „Frei Day“. Doch was nach einer Menge Spaß klingt, hat einen durchaus ernsten Hintergrund.
Dass die KGS Pattensen gerne neue Wege geht und offen für besondere Lehrangebote ist, ist nicht neu. Deshalb hat sich Schulleiterin Mirjam Gerull dafür ausgesprochen, den „Frei Day“ auch an der Schule einzuführen. Gerull appellierte an die Schülerinnen und Schüler: „Unser Auftrag ist es, die Erde zu retten. Zeigen wir, was wir alles machen können. Der Auftakt ist hier und heute!“ Und Bürgermeisterin Ramona Schumann (SPD) ergänzte: „Ich bin begeistert von dieser Idee. Ihr zeigt anderen Schulen, wie es gehen kann, Probleme zu lösen.“ Auch die stellvertretende Schülersprecherin Svenja Brennecke forderte dazu auf zu lernen, die Welt zu verändern.
Alle Achtklässler sind dabei
Bis zu den Sommerferien arbeiten die 132 Schüler der achten Klassen des Haupt- und Realschul- sowie des Gymnasialzweigs nun an jedem Mittwoch von 8 bis 13 Uhr an einem jeweils selbst gewählten ökologischen oder aber gesellschaftlichen Gemeinschaftsprojekt. Zum Abschluss sollen die Projekte öffentlich vorgestellt werden. Stunden anderer Fächer werden für diese Projektarbeit abgezweigt. Pädagogisch werden die Achtklässler dabei von zwei Lehrern begleitet.
Mit dem Lernformat „Frei Day“ sollen die Jugendlichen durch selbstständiges Recherchieren, Planen und Tüfteln dazu motiviert werden, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Inhaltlich orientiert sich die pädagogische Arbeit an den Global Goals der Vereinten Nationen (UN). Im Jahre 2015 haben sich alle 193 Mitgliedsstaaten zu 17 definierten Zielen bekannt, die alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Soziales, Umwelt, Wirtschaft – gleichermaßen berücksichtigen und die gemeinsame Verantwortung für die Welt verdeutlichen.
Schulen und Vereine regen an
Damit sich die Schüler Anregungen für ihre eigenen Projekte holen konnten, präsentierten sich bei der Auftaktveranstaltung in der Aula rund 20 Organisationen, Schulen und Firmen. Schüler der Oberschule Berenbostel zeigten ihre Projektergebnisse zum Thema Armut und Hunger weltweit. Gesundheit, Wohlergehen und Organspenden standen bei der Medizinischen Hochschule Hannover auf der Agenda. Zudem gab es Stände zum Thema Klimaschutz und gegen die Ungleichbehandlung von Geschlechtern.
Auch aus dem örtlichen Umfeld waren zahlreiche Einrichtungen vertreten. Dagmar Pflume, Mitglied des Kirchenvorstands von St. Lucas, verwies auf die 13 bis Weihnachten geplanten Veranstaltungen unter dem Motto „Lucas ganz bewusst“. Dabei spiele der Aspekt Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. Kristin Surendorff-Belder informierte über die Arbeit beim Ambulanten Hospizdienst und Dietlind Osterkamp über die Laatzener Tafel. Beide Einrichtungen sind auch in Pattensen aktiv.
Schüler lernen sozialen Einsatz
„Wir bieten für Grundschulen das Programm Hospiz macht Schule. Ich hoffe, das ist auch für Jugendliche ein Thema“, sagte Surendorff-Belder. Osterkamp unterstütze den neuen Weg des Lernens. „Ich finde es gut und wichtig, dass sich die Schulen anders aufstellen. Man kann nicht früh genug damit anfangen, die Kinder und Jugendlichen mitzunehmen auf dem Weg, etwas Soziales für die Gesellschaft zu tun“, warb sie.
Auch die Schülerinnen und Schüler waren vom Projekt angetan. „Ich finde es gut, etwas für die Umwelt zu tun und zu erfahren, wie wir sie retten können“, sagte die 13-jährige Amy aus der Klasse 8R2. Der gleichaltrige Joshua aus der 8G2 ergänzte: „Frei Day ist eine sehr gute Möglichkeit, etwas für die Umsetzung der Global Goals und die Umwelt zu tun. Das kann schon mit der Mitarbeit in der Schülervertretung unserer Schule anfangen.“
50 Schulen beteiligen sich
Der „Frei Day“ ist ein Lernformat von Schule im Aufbruch. Diese Bildungsorganisation möchte Schulen dazu anstiften, kritisch das historisch gewachsene Unterrichtverständnis zu prüfen und loszulassen, um einen neuen Weg zum Lernen zu ermöglichen. Diesen Weg möchte auch KGS-Schulleiterin Gerull einschlagen. Als eine von 50 ausgewählten sogenannten Zukunftsschulen in Niedersachsen sowie besonderen Aktivitäten, beispielsweise dem Projekt Herausforderung, zeigt Gerull bereits, dass Lernen eben nicht nur aus Deutsch, Englisch oder Mathematik bestehen muss.
Text/Bilder: Thorsten Lippelt (HAZ)