Schülerinnen und Schüler der KGS Pattensen beteiligen sich am Projekt Herausforderung – doch einige Eltern und Lehrer sehen die Aktion kritisch
Pattensen-Mitte. Einige sind als Kleingruppe gemeinsam von Pattensen nach Lüchow-Dannenberg gewandert, andere fuhren zusammen nach Fehmarn oder befuhren mit dem Rad den Weser-Radweg. Allen gemein war den auf der Reise befindlichen Neuntklässlern und Neuntklässlerinnen der Ernst-Reuter-Schule in Pattensen dabei: Sie waren trotz ihrer erst im Schnitt 14 Jahre in Gruppen ohne ihre Eltern oder Kontakt zu ihnen während der Schulzeit zwei Wochen unterwegs, mit nur 150 Euro in der Tasche unterwegs.
Obwohl das Projekt im zweiten Jahr läuft, ist die Skepsis bei Schülern, Lehrern und auch Eltern teils noch groß. Deshalb ging etwa nur die Hälfte der insgesamt 150 Neuntklässler tatsächlich auf Reisen.
Fahrt an der Weser
Die allesamt 14 Jahre alten Amélie, Lasse, Jannik, Merrit und Rike aus der Klasse 9G1 waren 180 Kilometer zusammen auf dem Weser-Radweg gefahren und hatten unterwegs viel Spaß. Allerdings mussten sie ihre Fahrt aufgrund eines plötzlichen Krankheitsfalls in der Gruppe schon früher abbrechen. Ihre gesammelten Erfahrungen präsentierte die Gruppe bei der Vorstellung des Projektes nun in der KGS Pattensen mit einem kurzen Film, einer Fotoreihe und einem Text. Gänzlich auf sich allein gestellt waren die Schülerinnen und Schüler übrigens nicht. Jede Gruppe wurde von einem Erwachsenen begleitet.
So war Andres Aguas, seit März dieses Jahres als Sozialpädagoge an der KGS aktiv, als Betreuer mit einer fünfköpfigen Schülergruppe wandernd und mit einem Bollerwagen für das Reisegepäck unterwegs nach Lüchow-Dannenberg. „Das war toll, wie sich die Jugendlichen nach und nach immer mehr engagierten und Leute in den Orten ansprachen, wenn es darum ging, wo wir möglichst kostenlos die Nacht warm und im Trockenen verbringen können“, sagte Aguas.
Er habe eine spannende Beobachtung unterwegs gemacht. Als der Bollerwagen einen Radschaden hatte, seien einige Schüler frustriert und ratlos gewesen. „Sie wollten schon aufgeben“, sagte Aguas. Doch dank der spontanen Hilfe einer Autowerkstatt hätte der Schaden schnell behoben werden können. „Und als wir etwa eine Woche später das gleiche Problem noch mal hatten, blieben alle cool, weil sie nun schon Erfahrung damit hatten“, sagte er.
Ein Teil repariert Pavillon
Neben den etwa 75 Schülerinnen und Schülern, die tatsächlich auf Reisen gegangen waren, blieben etwa ebenso viele in der Schule. Eine Gruppe um Chiara aus der 9H beschäftigte sich die beiden Wochen mit der Reparatur und Sanierung des desolaten Pavillons auf dem Schulhof und verschönerte zudem die tristen, grauen Mülleimer – vom Kauf der Farbe und des Holzes bis hin zur praktischen handwerklichen Arbeit. „Da haben wir gelernt, was Verantwortung ist“, sagte die 16-Jährige.
Wie wichtig die Kommunikation über das „Herausforderungs“-Projekt unter den Schülern ist, betonte der KGS-Projektkoordinator Felix Heinrich. Gemeinsam mit einem Aktivteam weiterer Lehrer hatte er diese zweite Auflage der „Herausforderung“ auf die Beine gestellt. „Bei der Vorplanung sollen Schülerinnen und Schüler, die im Vorjahr am Projekt teilgenommen hatten, den Neuen erzählen, auf was diese in ihrer Vorbereitung und dann beim Durchführen des Projektes achten müssen“, sagte Heinrich. Auf Gleichaltrige mit ähnlichen Erfahrungen würden die Jugendlichen eher hören, als auf die wohlmeinenden oder mahnenden Ratschläge von Erwachsenen.
Akzeptanz nimmt weiter zu
Doch selbst dafür seien einige nicht empfänglich und würden bei den Planungen gar nicht tätig werden oder diese schleifen lassen. So lehnte die für das Projekt verantwortliche Lehrergruppe eine Idee von Schülern ab, die die Idee hatten, zu einem See zum Campen zu fahren. Weil sich aber niemand aus der Gruppe dafür verantwortlich fühlte, im Vorfeld abzuklären, ob es auf dem Campingplatz freie Plätze gibt, wurde das Vorhaben abgelehnt.
Text/Bild: Thorsten Lippelt (HAZ)