Frauen holen sich ihre Stimme zurück (HAZ vom 06.07.22)

Frauen holen sich ihre Stimme zurück (HAZ vom 06.07.22)

„Das musste raus“: Zehn Schülerinnen und Schüler der KGS Pattensen treten mit neuem Theaterstück im Ballhof auf

Pattensen. Was haben Desdemona, Luise Miller, Effi Briest, Marie Antoinette und Maria von Nazareth gemeinsam? Sie alle bekommen in dem neuen Theaterstück der KGS Pattensen mit dem Titel „Shut up, bitches (oder keep sweet)“ eine Stimme. Petra Schmitmeier hat als Leiterin der Theater-AG das Stück nach Motiven des Buches „Wenn du geredet hättest, Desdemona“ von Christine Brückner verfasst.

„Ich habe das Stück ,Kabale und Liebe’ von Friedrich Schiller schon mehrfach als Theaterstück gesehen. Und jedes Mal habe ich mich gefragt, warum Luise Miller so dumm ist“, sagt Schmitmeier. In dem KGS-Theaterstück sollen die fünf ausgewählten Frauen der Geschichte und der Literatur jetzt die Möglichkeit bekommen, sich frei und außerhalb gesellschaftlicher Unterdrückung zu äußern.

Fast alle Jahrgänge beteiligt

An dem Stück nehmen acht Schülerinnen und zwei Schüler aus den Jahrgängen fünf bis 13 teil. „Wir haben fast aus jedem Jahrgang einen Vertreter“, sagt Schmitmeier. Abiturient Nils Felix Hartmann übernimmt die Rolle des Barons von Instetten aus dem Roman Effi Briest, und Dimitri Melnik spielt Ferdinand, den Liebhaber und Mörder von Luise Miller in ,Kabale und Liebe’. Wie nähert man sich Rollen, die eher als antagonistische Unsympathen dargestellt werden? „Wir haben zu Beginn viel mit Körpersprache gearbeitet, um uns in die Figur hineinzufinden“, sagt Melnik. Und Schmitmeier ergänzt, dass es in dem Stück zwar viel Dialog gebe, aber Bewegung auch eine Rolle spiele. „Schauspiel ist immer auch Bewegung“, sagt sie.

Den Mädchen und jungen Frauen in dem Stück gefällt ihre Rolle. Sophie Stettner spielt Desdemona aus dem Hamlet-Stück „Othello“. „Es ist wichtig, den Frauen eine Stimme zu geben“, sagt sie auch mit dem Verweis auf aktuelle politische Entwicklungen unter anderem in den USA, in denen bereits erworbene Frauenrechte wieder zurückgenommen werden. Emma Umgelder, die Luise Miller spielt, ergänzt: „Das Stück ist ein Statement.“

Schmitmeier hat in den vergangenen Jahren gemeinsam mit der Theater-AG schon einige berührende Dramen inszeniert. Doch so deutliche gesellschaftliche Statements waren noch nicht darunter. „Es war einfach an der Zeit. Das musste raus“, sagt sie.

Kostenfreie Aufführungen

Die Theater-AG führt das Stück als Teil des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts „Jugend spielt für Jugend“ im Ballhof Eins in Hannover am Freitag, 8. Juli, um 19.30 Uhr auf. Der Eintritt ist frei. Zwei weitere Aufführungen gibt es in der Eisfabrik in Hannover am Dienstag, 12. Juli, um 18 und um 19.30 Uhr. Der Eintritt kostet 5 Euro.

Text/Bild: Tobias Lehmann (HAZ)