Deeper Learning: Die Pattenser Schule ist jetzt Teil eines bundesweiten Netzwerks
Pattensen. Die KGS Pattensen stellt den Unterricht in der Oberstufe neu auf: Als eine von nur 13 Schulen bundesweit ist die KGS jetzt in das Innovationsnetzwerk Deeper Learning der Schulpädagogik-Professorin Anne Sliwka von der Uni Heidelberg aufgenommen worden. Dabei handelt es sich um ein Förderprogramm, das von der Telekom-Stiftung getragen wird, um neuartige Lernprozesse speziell für die Oberstufe zu gestalten. „Wir wollen eine zeitgenössische Oberstufe entwickeln, die eine demokratische und interkulturelle Gesellschaft abbildet“, sagen Oberstufenkoordinator Andreas Skouras und Thomas Weiß, Leiter des Gymnasialzweigs der KGS.
Das Deeper-Learning-Modell teilt den Unterricht in drei Abschnitte: Zunächst wird das Wissen über einen bestimmten Bereich erlernt, dann folgt die praktische Arbeit und anschießend die Präsentation des selbst gestalteten Werks. Bisher stehe an vielen Schulen immer noch der erste Bereich im Vordergrund, sagt Skouras. „Auch wir legen weiterhin Wert darauf. Die Schülerinnen und Schüler müssen schließlich ebenso wie alle anderen das Zentralabitur schreiben“, sagt er.
„Mehr Selbstwirksamkeit“
Doch die Bereiche der praktischen Anwendung und das „problemlösende Arbeiten“ sollen an der KGS jetzt auch immer stärker berücksichtigt werden, erläutert Weiß. Ein Baustein seien die sogenannten Pulsarwochen. In dieser Woche nehmen sich die Schüler in Kleingruppen selbst ein Thema vor, entwickeln es in einem Projekt und stellen es schließlich öffentlich vor. „Die Schüler erfahren dadurch eine viel größere Form von Selbstwirksamkeit. Sie können Einfluss nehmen, etwas bewegen“, sagt Weiß. Dazu komme der wichtige Aspekt der Zusammenarbeit. „Bisher waren die Schüler zumindest im Unterricht immer eher Einzelkämpfer. Diese Mentalität wollen wir aufbrechen und das Team mehr in die Vordergrund rücken“, sagt er.
Eine erste Pulsarwoche hatte die KGS bereits kurz vor der Corona-Pandemie ausgerichtet. Dann ruhte das Projekt wegen der verschiedenen Auflagen zwei Jahre. Jetzt hat die Schule das Projekt wieder aufgenommen. Im Februar stellten Schülerinnen und Schüler der Oberstufe ihre Projekte vor, unter anderem ein Start-up für Apfelchips und das öffentliche Thematisieren von Mobbing. „Hier werden Schülerinnen und Schüler auf eine ganz andere Art gefordert. Manche, die im Unterricht vielleicht eher unauffällig sind, wachsen über sich hinaus“, sagt Weiß. Gleich mehrere Schüler hätten freiwillig auch am Wochenende daran gearbeitet, ihre Projekte umzusetzen.
Pulsarwochen mehrmals im Jahr
Zurzeit ist geplant, die Pulsarwochen bis zu dreimal im Jahr anzubieten. Bewertet werden sie nicht. „Es gibt keine bundeseinheitliche Regelung. In einigen Bundesländern dürfen Pulsarwochen in die Bewertung einfließen, in Niedersachsen noch nicht“, sagt Skouras. Weiß ergänzt, dass besondere Leistungen der Schüler in diesen Wochen von den Lehrern aber sehr wohl wahrgenommen werden.
Das Deeper Learning stellt auch neue Ansprüche an die Lehrer, die sich in vielen Bereichen umstellen müssen. „Wir haben an der KGS Pattensen ein relativ junges Kollegium, das neuen Methoden gegenüber sehr aufgeschlossen ist. Und wenn Schüler an bestimmten Projekten wachsen, freut es am Ende immer auch den Lehrer“, sagt Weiß.
Skouras weist noch darauf hin, dass auch die Arbeit mit digitalen Produkten wie Tablets oder Laptops weiter aufgebaut werden soll. Die Schule kann diese Geräte nicht allen fast 1000 Schülern zur Verfügung stellen. „Doch wir sind auch offen für das Motto: Bring Your Own Device“, sagt Skouras. Schülerinnen und Schüler dürfen ihre privaten mobilen Endgeräte mitbringen und nutzen. In dem Zusammenhang spricht Skouras auch einen Dank an die Stadt Pattensen aus. „Das ist alles nur mit einer funktionierenden digitalen Infrastruktur möglich, die hier an der Schule vorhanden ist. Ohne WLAN in den Schulräumen könnten wir in diesem Bereich nicht arbeiten.“
Text/Bild: Tobias Lehmann