KGS-Schüler diskutieren mit Bundes-, Landes- und Kommunalpolitikern über Landwirtschaft, erneuerbare Energien und den ÖPNV
Pattensen-Mitte. Die Anspannung vor Beginn der Podiumsdiskussion war groß beim Moderatorenteam an der Ernst-Reuter-Schule. „Ich war sehr aufgeregt“, gesteht Elisabeth Scholz (16). Dieses Gefühl sei aber kurz nach dem Start verflogen. Auch Moderator Fynn Wilkening fühlte sich schnell sicherer. „Es war total spannend, mit so hohen Tieren zu reden“, bekräftigt Editha Steinhusen (13), die Dritte aus dem Team. Damit meint sie die Bundestagsabgeordneten Matthias Miersch (SPD), Tilmann Kuban (CDU) und Dirk Brandes (AfD). Ebenfalls bei der Diskussion zum Thema Klimawandel dabei waren der FDP-Landtagskandidat Dirk Knoop sowie Jessica Kaußen (Die Linke) und Lilly Pietsch (Bündnis 90/Die Grünen), beide Mitglieder der Regionsversammlung.
Im Vorfeld hatte eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern in der sogenannten Pulsar-Woche die Veranstaltung geplant. Einige besuchten einen Landwirt, um mit ihm über Bioprodukte zu sprechen, andere entwickelten ein Konzept zur besseren Mülltrennung an der Schule und wieder andere befassten sich näher mit der Wasserstofftechnologie. „Alle Ergebnisse wurden zusammengetragen, daraus entwickelten die Schülerinnen und Schüler dann den Plan für die Podiumsdiskussion“, sagt Politiklehrer Philipp Scheel, der die Gruppe mit Andreas Skouras betreut hat.
Diskussion mit Denkanstößen
Die Schule könne mit dieser Podiumsdiskussion die Partizipation von Schülern fördern, meint Scheel. „Ich interessiere mich sehr für Politik“, sagt Achtklässlerin Editha. „Und ich hoffe, dass diese Diskussion zu einem Denkanstoß bei den Zuhörern führt. Jeder muss bei sich selbst anfangen, um die Umwelt zu schützen.“ Das Thema sei „total wichtig“, betont sie, gibt aber auch zu, dass sie sich selbst erst kürzlich intensiv mit Mülltrennung, Vermeidung von Plastik und Energiesparen befasst habe.
Die Schülerinnen und Schüler hatten sich für drei Themenkomplexe entschieden. Die Fragen dazu lauteten: Wie kann man Landwirtschaft nachhaltig gestalten, ohne Landwirte in den Ruin zu treiben? Wie soll der Ausbau der erneuerbaren Energien aussehen? Wie soll der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) aussehen?
Miersch sprach von einem „kranken System“. Er sagte: „Landwirte mit viel Fläche bekommen viele Subventionen. Egal, wie deren Landwirtschaft aussieht.“ Es müsse mehr Wert auf Qualität und nicht Quantität gelegt werden. Kuban regte an, die „regionale Qualität“ zu unterstützen. Pietsch möchte Schüler zu einem saisonalen Konsumverhalten bewegen: „Wir müssen nicht zu jeder Jahreszeit Paprika essen.“ Brandes sorgte mit seiner Anmerkung mit Blick auf die Kolleginnen und Kollegen aus der Politik für Erheiterung: „Merkwürdigerweise haben wir hierbei gar keine Differenzen.“
Beim Thema Energie sprach sich Knoop dafür aus, Investitionen in die Forschung weiter voranzutreiben. „Bei der Wasserstofftechnik sind wir noch nicht so weit“, sagte er. Kaußen kritisierte, dass das Klima keine Lobby habe. Auch die vorhandene Technologie solle sinnvoll eingesetzt werden. So könne eine Kommune überlegen,ob ein Weg, der nachts nur unregelmäßig genutzt wird, tatsächlich durchgehend beleuchtet werden müsse. „Da kann man auch Bewegungsmelder installieren.“
Keine innerdeutschen Flüge?
Beim ÖPNV sieht Miersch Rufsysteme als zukunftsweisend an. Zudem sagte er: „Wir brauchen keine innerdeutschen Flüge.“ Pietsch erklärte, man könne für 20 Euro nach Paris fliegen, aber für 120 Euro mit der Bahn fahren – „das kann nicht sein“. Kaußen möchte eine Mobilitätsgarantie für jede Ortschaft im ländlichen Raum. Kuban machte deutlich, dass er sich für eine Stadtbahnverlängerung nach Pattensen stark mache. „Die Attraktivität der E-Mobilität muss ebenfalls gesteigert werden.“ Für Brandes ist Mobilität Lebensqualität: „Wenn man ein gutes ÖPNV-Angebot hat, braucht man keine Verbote für den Autoverkehr.“
Schon bald könnte eine weitere Podiumsdiskussion an der KGS folgen. Kuban regte an, den Krieg in der Ukraine zum Thema zu machen.
Text/Bild: Mark Bode (HAZ)