In diesem Jahr eröffneter Werkraum „MakerSpace“ ausgiebig genutzt / „Wir wollen alle 80 Räume mit Geräten ausstatten“
Pattensen-Mitte. Dennis Kubin nimmt einen kleinen blauen Kasten in die Hand, zieht für einen kurzen Moment den Mund-Nasen-Schutz vom Gesicht und haucht kräftig in Richtung der Sensoren des kleinen Geräts. Der Lehrer, zugleich MINT-Fachbereichsleiter der Ernst-Reuter-Schule, blickt gebannt auf das Fenster der Digitalanzeige. Der Wert des CO2-Anteils in der Luft steigt schnell von 648 in den vierstelligen Bereich. Es ertönt ein Signal, dazu blinken zwei kleine Lampen auf. „Jetzt wäre der Moment gekommen, um im Klassenraum zu lüften“, sagt Kubin in Richtung der drei Fünftklässler, die gebannt neben ihm stehen. Sie nehmen vergnügt die sogenannte CO2-Ampel in Empfang und hasten damit zügig in ihre 5b. Alle fünften und sechsten Klassen sind inzwischen mit diesen Geräten ausgestattet.
Ziel: Ampeln für alle Räume
Das Besondere: Schüler höherer Jahrgänge hatten diese selbst gebaut. Dafür wurde erstmals intensiv der in diesem Jahr eröffnete Werkraum mit dem Namen „MakerSpace“ genutzt. Los ging es dabei mit Schülerinnen und Schülern der Jahrgänge neun bis elf, die sich für den sogenannten MINT-Profilbereich entschieden haben. Zu MINT gehören die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Diese Jugendlichen hatten im vergangenen halben Jahr intensiv gebastelt, gelötet, Teile im 3-D-Drucker erstellt und anschließend zusammengesteckt. Zunächst profitieren davon die unteren Jahrgänge. „Wir wollen aber alle 80 Räume mit CO2-Ampeln ausstatten“, sagt Kubin.
Der Vorteil liegt für den Lehrer auf der Hand: „Man muss im Winter nicht zwingend alle 20 Minuten lüften, wenn die Luft im Raum noch gut ist“, sagt Kubin. „Oder man muss eher lüften, wenn die Luft bereits verbraucht ist“, ergänzt der stellvertretende Schulleiter Andreas Ulrich. Grundsätzlich gelte weiter die Regel „20-5-20“. Demnach muss nach 20 Unterrichtsminuten für fünf Minuten gelüftet werden.
Alarm schrillt bei 950 ppm
„In der Umgebungsluft liegt der Wert der CO2-Konzentration bei etwa 400 ppm“, sagt Kubin. Mit „ppm“ meint er parts per million, übersetzt: Teile pro Million. Als Schwellenwert gelten 1.000 ppm. „Unsere Geräte sind so eingestellt, dass sie bei 950 ppm bereits ein Alarmsignal abgeben“, sagt der Lehrer. „Fällt der Wert wieder unter 600, kann man die Fenster schließen“, erklärt er weiter.
Einen kleinen Seitenhieb auf die Landeshauptstadt Hannover können sich die Lehrkräfte nicht verkneifen: „Anderswo werden die CO2-Ampeln gekauft. Wir stellen sie selbst her“, sagt Kubin. Dabei sind ganz unterschiedliche Arbeitsschritte erforderlich gewesen.
Erst löten, dann drucken
Zunächst hatten sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Löten vertraut gemacht. Die eingekauften Platinen und Sensoren löteten die Schüler anschließend zusammen, schlossen jeweils noch einen USB-Anschluss an und entwarfen am Computer eine passende Form. Diese wurde per 3-D-Drucker schließlich in verschiedenen Farben erstellt.
Die Arbeit kam bei den Schülerinnen und Schülern des MINT-Profilkurses gut an. „Es ist gut, etwas für die Schule zu tun“, sagt die Zehntklässlerin Elisabeth. Fünftklässler Len ist glücklich über das Ergebnis: „Jetzt vergessen wir definitiv nicht mehr das Lüften.“
„Absolut toll“
„Es ist absolut toll: Ein Schülerprojekt, das Schülern und Schülerinnen zugute kommt“, sagt Ulrich. Zwischenzeitlich hätten Lieferschwierigkeiten von Elektronikteilen für Verzögerungen gesorgt. Die Lehrer hätten sich bemüht, über verschiedene Wege Nachschub zu beschaffen. Das sei schließlich geglückt. „Jetzt liegt es einfach nur an der Manpower, die weiteren Geräte herzustellen“, sagt Kubin. Er hat allerdings auch Verständnis dafür, dass seine Schülergruppen nicht nur CO2-Ampeln herstellen wollen. Das Ziel der Schule bleibt aber, alle 80 Unterrichtsräume mit CO2-Ampeln auszustatten.
Text/Bild: Mark Bode (HAZ)