Mit diesem Projekt möchte die KGS die Schüler auf das Berufsleben vorbereiten (HAZ vom 02.12.21)

Mit diesem Projekt möchte die KGS die Schüler auf das Berufsleben vorbereiten (HAZ vom 02.12.21)

„Talent Company“: Ernst-Reuter-Schule will Berufsorientierungsraum mit lokalen Unternehmern ins Leben rufen / Startkapital beträgt 63 000 Euro

Pattensen-Mitte. Martina Brucki hatte sich bis zu ihrem Schulabschluss keine Gedanken gemacht, was sie im Anschluss machen soll. „Man beschäftigt sich viel zu spät damit“, sagte sie in der Aula der KGS. Dort wurde das Vorhaben vorgestellt, einen neuen Raum zur Berufsorientierung zu schaffen. Dieser soll den Namen „Talent Company“ tragen. Brucki sieht das als gute Chance, dass heutige Schüler ihren gemachten Fehler nicht wiederholen müssen. Auf Anraten ihres Vaters habe sie eine Ausbildung zur Bürokauffrau begonnen. Doch wohl habe sie sich in dem Job nicht gefühlt. Inzwischen ist sie Residenzleiterin des CMS Pflegewohnstifts in Pattensen. „Ich bin von dem Plan völlig begeistert und unterstütze das total“, sagte Brucki. Doch das Vorhaben könne nur gelingen, wenn sich Unternehmen finanziell beteiligen. Denn als Startkapital seien 63 000 Euro erforderlich.

KGS kooperiert mit Stiftung

Das verkündete Andreas Hofer bei der Auftaktveranstaltung. Er ist Projektmanager bei der Strahlemann Stiftung. Diese setzt sich bundesweit für die Förderung von Nachwuchskräften ein und kooperiert nun mit der KGS, um das Vorhaben in Pattensen umzusetzen. Als die Zuhörerinnen und Zuhörer verschiedener Pattenser Unternehmen die anfangs erforderliche Summe hörten, schluckten einige. „Die soll ja niemand alleine aufbringen“, beruhigte Sylvia Mizera. Sie ist als Sozialpädagogin an der Schule tätig und soll zukünftig mit Hauptschulzweigleiter Haider Benke den neuen Berufsorientierungsraum betreuen.

Die KGS hat die Auftaktveranstaltung in der Aula angeboten, um lokale Unternehmen für das Vorhaben zu gewinnen. Die Betriebe seien dabei allerdings keineswegs nur Geldgeber. Sie können sich im neuen Raum – dem bisherigen Auditorium der Jahrgänge neun und zehn – selbst einbringen und präsentieren, Schülerinnen und Schülern bestimmte Ausbildungsberufe vorstellen oder Gespräche in kleiner Runde führen. Gespräche auf Augenhöhe sollen es werden. Die Möglichkeiten seien vielfältig. Schulleiterin Mirjam Gerull sagte, sie sei zudem offen für weitere Anregungen aus den interessierten Betrieben. All diese Zusammenkünfte vor Ort sollen in Zukunft dazu beitragen, dass Schülerinnen und Schüler besser verstehen, was sie in bestimmten Berufen erwartet. „Gute Matches finden“, nannte das Gerull. Sprich: Schulabsolvent und Unternehmen sollen bestmöglich zueinander passen.

Wenige haben Berufswünsche

„Mit diesem Raum holt man die Schüler dort ab, wo sie gerade sind. Und das auch noch frühzeitig“, sagte Brucki. „Viele Schüler sind noch orientierungslos“, sagte Gerull. Das bestätigte auch Mirco Kosian. Der Zwölftklässler der KGS ist stellvertretender Jugendbürgermeister. Er schätzt, dass etwa nur zehn Prozent der Schüler des Jahrgangs bereits eine Vorstellung davon haben, in welchem Bereich sie später einmal arbeiten wollen. Er selber gehöre zu dem Zehntel. „Mich interessiert die Baubranche, seit ich ein Praktikum bei einem Bauingenieur gemacht hatte“, sagte Kosian.

Für den Großteil der Mitschüler könnte die Talent Company bei der Jobsuche hilfreich sein, glaubt er. „Es ist wichtig, solche Möglichkeiten zu schaffen“, sagte er. „Es wäre eine gute Möglichkeit, sich mit dem Thema Berufsorientierung auseinanderzusetzen“, sagte Lilli Engelhardt, die ebenfalls Mitglied des Jugendparlaments ist und auch die zwölfte Klasse der KGS besucht. Sie bezeichnete den Weg der KGS als innovativ und als starkes Statement. „Es zeigt, dass sich die Schulleitung um die Belange der Schüler kümmert.“

Betriebe können sich melden

Wenn sich Unternehmen aus Pattensen oder den angrenzenden Kommunen für das Vorhaben interessieren, können sie sich mit Mizera unter der Telefonnummer (0 51 01) 1 00 16 60 oder mit einer
E-Mail an talentcompany@kgs-
pattensen.de in Verbindung setzen. Weitere Informationen zu der neuen Talent Company gibt es zudem im Internet unter www.strahlemann-stiftung.de.

Text/Bild: Mark Bode