Von Lebensqualität über Schullaptops bis Luftfilter (HAZ vom 13.07.21)

Von Lebensqualität über Schullaptops bis Luftfilter (HAZ vom 13.07.21)

Schüler der KGS Pattensen diskutieren mit Kommunalpolitikern über Themen, die Kinder und Jugendliche bewegen


Pattensen-Mitte.
In dieser Diskussionsrunde mit Pattenser Kommunalpolitikern war das Thema Straßenausbaubeitragssatzung ausnahmsweise tabu. Dafür interessierten sich die Oberstufenschüler der KGS Pattensen beim Besuch von Abgesandten sämtlicher im Rat vertretenen Parteien und Wählergemeinschaften für Angelegenheiten, die besonders Kinder und Jugendliche betreffen: Verbesserung der Lebensbedingungen in der Stadt, Umweltschutz und Luftfilter für Schulen. Aber auch die Ausweitung des Gewerbegebietes sowie die Verschuldung der Stadt und Wohnbebauung wurden angeschnitten.

Die Zwölftklässler eines Politikkurses hatten die Fragen im Unterricht erarbeitet. „Demokratie muss man erleben und selbst mitgestalten“, sagte Schulleiterin Mirjam Gerull. Nirgendwo anders, als auf der kommunalen Ebene, sei in politischer Hinsicht ein realeres Erleben von Mitbestimmung und Selbstwirksamkeit möglich, erklärte sie.

Schulnote drei für die Stadt

Eine Umfrage unter den Schülern habe ergeben, dass sie der Stadt in Sachen Lebensbedingungen eine Schulnote drei geben. Sie fragten deshalb in die Runde, was die Vertreter gerne verändern möchten. Für Ratskandidatin Justina Walkowiak (SPD) gehöre dazu unter anderem die Ausweitung von Blühwiesen. Ihr Parteikollege Jens Ernst appellierte an die Jugendlichen, sich in Zukunft selbst in die Gestaltung der Stadt einzubringen. „Wir brauchen euch, beteiligt euch“, rief er ihnen zu. Das Jugendparlament sei dafür ein erster guter Schritt.

Laut des CDU-Fraktionsvorsitzenden Georg Thomas sei das Leben in Pattensen durchaus angenehm. Er bezog sich dabei auf Einkaufsmöglichkeiten, die Nähe zu Hannover und Restaurantvielfalt. Allerdings sei es erforderlich, den öffentlichen Personennahverkehr in den Ortsteilen zu verbessern. „Es ist schon doof, wenn man sonnabends um 22 Uhr schon wieder nach Hause muss, weil später kein Bus mehr fährt, obwohl man bis 24 Uhr unterwegs sein dürfte“, pflichtete ihm Svenja Blume (UWG) bei. Für sie sei es erfreulich, dass die Schaffung des sogenannten Multi-Sport-Courts, einer vielseitig nutzbaren Sportfläche, von Bürgern und dem Jugendparlament auf den Weg gebracht wurde.

Sie erinnerte sich daran, dass es früher Jugenddiscos gegeben habe. „Warum gibt es die nicht mehr“, fragte sie rhetorisch. Für Uwe Hammerschmidt von den Grünen seien hingegen vielfältige Angebote vorhanden. „Aber es stellt sich die Frage, ob die angenommen werden.“ Deshalb sei eine Bedarfsabfrage erforderlich, um herauszufinden, was die Jugendlichen sich eigentlich wünschen. Diese wolle die Stadt umsetzen.

Günter Kleuker der UWJ aus Jeinsen kritisierte, dass sich die bisherigen Angebote der städtischen Jugendarbeit vorwiegend auf die Kernstadt bezögen. „Es muss mehr in den Ortsteilen passieren“, forderte er.

Die Schüler schilderten, dass die vorhandenen Schullaptops häufig gewartet werden müssten. Sie wollten wissen, ob eine Ausstattung mit neuer Technik für alle Schüler zeitnah möglich sei. „Auf einen Schlag ist das nicht drin. Schon gar nicht bei der Haushaltslage“, sagte Michael Wahl (UWG), der Vorsitzender des städtischen Finanzausschusses ist.

Luftfilter nur an Grundschulen?

Zu den von vielen Schulen geforderten Luftfiltern zum besseren Schutz vor einer Corona-Infektion sagte Thomas, dass seine Fraktion dabei sei, einen Antrag für die nächste Ratssitzung zu formulieren. Damit wolle sie eine Verbesserung im Bereich der Pattenser Grundschulen erreichen. Für die KGS sehe er nicht zwingend den Bedarf. „Viele Schüler können sich impfen lassen, wenn sie es möchten. Grundschüler sind hingegen völlig ungeschützt“, erklärte der CDU-Fraktionsvorsitzende.

140 Millionen Euro Schulden

Schwammig blieben die meisten Antworten auf die Frage nach den Möglichkeiten der Verbesserungen der finanziellen Lage. Auf 140 Millionen Euro bezifferte Wahl (UWG) die Schulden der Kommune. Dinge anders abzuwickeln und die Mitarbeiterzahl im Rathaus zu verschlanken, waren Ansätze von Thomas. Auch die Erweiterung des Gewerbegebietes sei vorteilhaft für die Einnahmen.

Das Thema Klimawandel beschäftige viele Schüler. Auf die Frage nach den Möglichkeiten erklärte Walkowiak, dass die SPD ein Planspiel an der Schule umsetzen wolle. Blume erläuterte, dass für Schulenburg die Ausweitung von Blühwiesen sowie Aufforstung an Landes- und Kreisstraßen geplant seien. Thomas sei durchaus für die Ausweitung der Elektromobilität. „Aber wenn es keine Elektroladesäulen gibt, schafft sich auch niemand ein E-Auto an“, sagte er.

Text/Bild: Mark Bode (HAZ)