Das Zentralabitur hat in dieser Woche in Niedersachsen begonnen. Am Mittwoch wurden an der KGS Pattensen die Klausuren in Chemie geschrieben. Zwei Abiturienten und eine Abiturientin berichten von ihren Erfahrungen – und einem besonderen Schuljahr.
Pattensen-Mitte. Nervös war er nicht. „Ich habe in der Nacht zuvor prima geschlafen“, sagt Lennart Budzinski, kurz nachdem er seine Chemieklausur am Mittwoch abgegeben hat. Die Abiprüfungen an der KGS Pattensen laufen – und die Schüler und Schülerinnen des 13. Jahrgangs finden nicht, dass die Pandemie sie zuvor beim Lernen besonders beeinträchtigt hat. „Wir kennen natürlich auch nur diese Situation und wissen nicht, wie es ohne Corona wäre“, erklärt Nele Habermann, die ebenfalls am Mittwoch ihre Klausur im Fach Chemie geschrieben hat.
Jahrgang mit 38 Schülern
Insgesamt besteht der Abiturjahrgang der KGS in diesem Jahr nur aus 38 Schülern. In den Jahren zuvor waren es meist mehr als 60. Schulleiterin Mirjam Gerull hat dafür eine einfache Erklärung: „Das hängt damit zusammen, dass es ein geburtenschwacher Jahrgang ist.“ Davon könnten die Schüler nun profitieren. Die Klassen seien entsprechend klein, Lehrinhalte könnten so besser vermittelt werden, sagt Oberstufenkoordinator Andreas Skouras.
Während die meisten Schülerinnen und Schüler wegen der hohen Sieben-Tage-Inzidenz im Homeschooling unterrichtet werden müssen, dürfen die Schüler der Abschlussjahrgänge die Schule besuchen. Teils sei es gespenstig ruhig auf den Fluren, meint Habermann. „Das ist schon ein komisches Gefühl.“ Mitschüler Cord-Richard Schunder sieht das anders: „Es ist eine angenehme Ruhe und schön leer.“
Koordinator lobt Schüler
Koordinator Skouras lobt die Schüler seines Biologieleistungskurses für ihren Einsatz im Unterricht. „Es war super, wie sie sich eingebracht haben und wie motiviert sie waren.“ Abiturientin Habermann meint, es sei leichter gewesen, unter Corona-Bedingungen zu lernen: „Alle waren konzentrierter bei der Sache.“ Die Ablenkungsgefahr durch andere Schüler auf den Fluren oder draußen sei deutlich niedriger gewesen. Und Gruppenarbeiten, in denen man dazu neige, sich über private Angelegenheiten auszutauschen, fielen pandemiebedingt aus. Deshalb fühlten sich Habermann, Budzinski und Schunder alle drei gut auf ihre Abschlussprüfungen vorbereitet.
Wegen des Zentralabiturs, das es in Niedersachsen seit 2006 gibt, sei es eine große Herausforderung gewesen, allen Schülern landesweit auch in der Pandemie dieselben Lehrinhalte zu vermitteln, sagt Schulleiterin Gerull. „Beim Zentralabitur geht man davon aus, dass alle Schüler dieselben Voraussetzungen haben. Aber an anderen Schulen gab es vielleicht mehrfach eine verordnete Quarantäne oder Lehrerwechsel“, meint Gerull, die die zentralen Prüfungen deshalb kritisch sieht.
Es gab nur eine Exkursion
Exkursionen gab es lediglich eine im gesamten Schuljahr. „Eine Fahrt mit dem Rad in den Oerier Wald war das Highlight“, berichtet Gerull. Die Abiturienten hätten aber eines noch viel mehr vermisst: die Studienfahrt. „Es tut mir für die Schüler leid, dass sie diese nicht erleben konnten – und auch keine Partys.“
Habermann bedauert das ebenso wie ihre beiden Mitabiturienten. „Das Gemeinschaftsgefüge innerhalb der Gruppe und das Verhältnis zu den Lehrern ist anders, wenn man sich außerhalb des Unterrichts trifft“, findet sie.
Vor der Chemieklausur am Mittwochmorgen waren Habermann, Budzinski und Schunder rechtzeitig um Punkt 8 Uhr an der Schule. Einige Prüflinge seien in sich gekehrt gewesen, andere eher locker, sagt Schunder. Und: „Ich mache gern mal einen lockeren Spruch.“ Die Klausuren hatte Oberstufenkoordinator Skouras aus hygienischen Gründen vorab auf die Tische der Schüler gelegt – mit Handschuhen. Auch einen Duden und ein Fremdwörterlexikon standen für jeden bereit.
Alle mussten mit Mund-Nasen-Schutz die Schule betreten. „Am Platz durfte jeder seine Maske abnehmen“, erklärt Skouras. Sämtliche Türen mussten geöffnet sein – schließlich sollten Schüler und Lehrer möglichst wenige Türklinken anfassen. Wer sich während der sechs Zeitstunden, die für das Schreiben der Klausuren kalkuliert waren, vom Platz erhob, um zur Toilette zu gehen oder neues Schreibpapier zu holen, musste seine Maske wieder aufsetzen. „Aber das ist ja nicht störend“, meint Abiturient Budzinski.
Als störend empfanden es einige Schüler allerdings, dass die Fenster nahezu die gesamte Zeit über weit geöffnet waren. „Von der Calenberger Schule hörte man die Schüler in der Pause. Das hat mich etwas abgelenkt“, berichtet Schunder. Weil es einer Schülerin zwischenzeitlich zu kalt wurde, schlossen die Aufsicht führenden Lehrkräfte für einige Minuten die Fenster. „Einige hatten sich auch zur Sicherheit Decken mitgebracht“, sagt Gerull.
Was wird aus dem Abiball?
Während es für Habermann bereits am nächsten Montag mit der Abschlussprüfung in Biologie erneut ernst wird, sind Budzinski und Schunder erst am 30. April in Mathematik wieder gefordert. Neben der Frage nach dem möglichen Notendurchschnitt für die Uni-Bewerbung beschäftigt die Jugendlichen noch eine besondere Frage: „Wir wissen noch immer nicht, ob es einen Abi- ball geben wird“, sagt Habermann.
Text/Bild: Mark Bode (HAZ)